#13 Vom Regen in die Hitze
#13 Vom Regen in die Hitze
Langsam rollt das Flugzeug auf die Startbahn, die Turbinen werden gestartet und lassen unsere Sitze vibrieren, erst langsam, dann immer schneller saust die Startbahn unter uns entlang, bis mit einer leichten Erschütterung alle Räder den Boden verlassen haben und wir in den Himmel über Christchurch aufsteigen. Wir sehen die Stadt hinter uns schrumpfen, die Banks Peninsula und das Meer rücken immer weiter ins Sichtfeld, bis wir schließlich die unterste Wolkendecke durchfliegen und Neuseeland unter uns verschwunden ist. Es ist schade, die beiden Inseln zu verlassen, aber noch ist unsere Reise schließlich nicht zu Ende und die Spannung darauf, was uns erwarten wird, wiegt den Abschied auf.
Unser Ziel ist der Flughafen Denpasar in Indonesien, aber erst einmal geht es für uns nach Melbourne, allerdings nicht raus aus dem Flughafen. Stattdessen haben wir 16 lange Stunden, die wir auf irgendwie immer unbequemer werdenden Sitzen im Transferbereich hinter uns bringen. Als das Boarding zu unserem Flug ausgerufen wird, machen wir uns erleichtert auf den Weg, aber als wir, so wie es uns beim Check-in in Christchurch und von der Border Patrol gesagt wurde, unsere Boarding-Pässe beim Gate holen wollen, gibt es zunächst ein Problem. Wir hätten die Wartezeit gar nicht komplett im Transitbereich verbringen dürfen! (Wir haben uns auch schon gewundert, weshalb niemand unser ganz schön aufwendig zu beantragendes Transitvisa sehen wollte…) Tja, jetzt bringt uns diese Info nicht mehr viel, aber zum Glück bekommen wir trotzdem Boarding-Pässe und dürfen Melbourne nach einer illegal im Transitbereich verbrachten Nacht in Richtung Indonesien verlassen.
Nach sechs Stunden setzt unser Flugzeug auf der Landebahn in Denpasar auf, wir holen unsere in große Beutel verpackten Rucksäcke vom Gepäckband, bringen die Einreiseformalien hinter uns, werden wegen der vielen Muscheln und Steine bei der Security-Kontrolle rausgezogen und müssen unsere Sammlung zum nochmal durchleuchten auspacken, bevor wir dann noch schnell eine Simkarte für Indonesien kaufen und endlich den Flughafen verlassen können. Draußen werden wir von der heißen, drückenden Luft und einer unüberblickbaren Masse an Taxifahrern in Empfang genommen, die uns eine Fahrt zu unserer Unterkunft verkaufen wollen. Da wir schon wussten, was uns erwartet, schlängeln wir uns schnell durch die Masse und suchen uns einen ruhigeren Fleck, wo wir in Ruhe die Navigation zu unserem Hostel in Kuta, das geschickterweise in Laufdistanz gelegen ist, starten können.
Unser Zimmer ist hübsch und im Innenhof unserer Unterkunft gibt es sogar einen Pool, viel wichtiger ist aber die Klimaanlage an der Wand, die uns erst mal vor der schweißtreibenden Hitze draußen rettet. Abgekühlt wagen wir dann einen ersten Streifzug durch die Straßen rund um unser Hostel. Der Kontrast zu Neuseeland ist gewaltig! Die engen Gassen sind voller Menschen, unsere Sinne werden von ständig neuen Eindrücken gefordert. Um uns herum wuselt es, Motorroller schieben sich an den ständig im Stau stehenden Autos vorbei, die vielen Restaurants sorgen für sich ständig abwechselnde Wolken verschiedenster Gerüche, die sich mit dem überall präsenten Geruch der Räucherstäbchen aus den Opferschalen vermischen. In den aus Palmblatt geflochtenen Schälchen werden kleine Teile des Essens, meistens Reis, Kekse und manchmal Geldscheine als Opfer dargeboten. Akustisch wird die Szenerie durch im Vorbeigehen aufgeschnappte Gesprächsfetzen auf indonesisch oder balinesisch, oft auch auf Englisch untermalt, wir hören bellende Hunde, das ununterbrochene Hupen, ohne das der indonesischen Verkehr nicht zu funktionieren scheint, eine wilde Musikmischung aus den Restaurants (überdurchschnittlich oft Ed Sheeran), gemischt mit dem Brutzeln der dort zubereiteten Gerichte und immer wieder Pfeifen und Trommeln aus den vielen über die Stadt verteilten Tempeln. Überhaupt ist das Bild der Stadt sehr von der zu einem großen Teil hinduistischen Bevölkerung geprägt. Neben den großen Tempelanlagen machen die zahllosen Schreine und Kleintempel sowie die aus der Tempelarchitektur übernommenen Zierelemente den architektonischen Stil Kutas aus, eine ornamentgesättigte und passende Bühne für das wuselige, ununterbrochene Treiben, das in den Straßen zu beobachten ist. Wir finden schließlich ein Einkaufszentrum, wo wir erst mal schauen, was es so an spannenden Früchten zu kaufen gibt und essen dann bei einem der vielen Streetfood-Ständen ein Veggie-Curry zu Abend (100.000 indonesische Rupien, also 6 € für uns beide mit Trinken).
Als wir zurück am Hostel ankommen, ist gerade die Sonne untergegangen und wir fallen, nach dem Schlafmangel der Nacht am Flughafen, müde ins Bett, wo uns auch der Lärm der Stadt nicht davon abhält, sofort einzuschlafen.
Die nächsten zwei Tage haben wir Zeit, uns ein wenig auszuruhen, die Stadt und Indonesien weiter kennenzulernen und unsere weitere Reise zu planen. Als wir vormittags auf Erkundungstour gehen, stellen wir überrascht fest, dass wir fast am Meer wohnen. Nur eine Querstraße weiter erstreckt sich ein weit in die Ferne reichender, breiter Sandstrand, an dem vor allem Surfer unterwegs zu sein scheinen. Barfuß laufen wir durch die Brandung, das Wasser ist angenehm warm und im Sand finden wir zahlreiche Korallenstücke, zwischen denen kleine Krebse umherhuschen, die sich in w
Windeseile in den Sandboden graben, wenn wir ihnen zu nahe kommen. Der schmale, sandige Fußweg, der den Strand entlangführt, ist gesäumt von vielen kleinen, aus Holzbrettern zusammengenagelten Ständen, an denen Kettchen und Schnitzereien, frische Kokosnüsse zum Trinken und gebratene Hähnchen und Maiskolben oder Schnorcheltrips und Surfkurse lautstark (aber ohne aufdringlich zu sein) beworben werden. Wir entscheiden uns erst mal gegen Surfen und schlendern bis zu einer riesigen, etwas grotesk wirkenden, bemalten Statue, die über dem Strand auf einer gigantischen Schildkröte thront.
Wir streifen lange durch die Straßen und Gassen, ab und zu fliehen wir vor der drückenden Hitze in eine der großen Malls und schauen, jetzt indonesischen statt neuseeländischen Temperaturen ausgesetzt, nach kurzer Kleidung für uns. Auch beim Essen müssen wir uns ungewöhnen, statt selbst zu kochen, können wir ohne Probleme so oft essen gehen, wie wir wollen. Denpasar bietet dafür unbegrenzte Optionen, wir versuchen vor allem indonesische und thailändische Gerichte, auf Nachfrage gibt es auch immer eine vegetarische Variante für uns. Ein Rätsel bleibt für uns allerdings erst einmal, was wir am besten frühstücken und zwischendurch essen können, ein Problem, was wir zunächst durch Kekse und Früchte lösen. Wir wagen uns an ein paar neue Früchte, Highlights für uns sind Drachenfrüchte (viel geschmackvoller hier, färben alles lila), Mangostane (seltsame, weiße und sehr weiche, sehr leckere Fruchtstücke in einer Schale, die zum Öffnen ein Messer und sehr viel Gewalt erfordert) und Salak (sieht aus wie ein Drachenei, schmeckt ein bisschen wie eine Mischung aus Kiwi und Passionsfrucht).
Nach drei Nächten in Kuta und dem Gefühl, zumindest ein bisschen in Indonesien angekommen zu sein, verlassen wir Bali. Zum Hafen kommen wir mit einem Grab-fahrer (vergleichbar mit Uber, gehört auch Uber), der sich halsbrecherisch durch die verstopften Straßen quetscht, alle um uns herum anhupt, uns aber pünktlich abliefert. Am Hafen läuft alles problemlos, wir warten in einem neu gebauten Terminal auf unser Speedboat, das uns zu unserem nächsten Ziel bringen soll: Nusa Penida, kleine Insel und Schnorchelparadies.