#07 Into the wild
#07 Into the wild
Um 4:30 Uhr klingelt unser Wecker. Wir sind überraschend schnell wach genug, um aufzustehen und brechen mit ein paar Müsliriegel als Frühstück zum Gipfel auf. Es ist noch Nacht, aber auf dem breiten Weg, der uns bis zur Waldgrenze führt, bräuchten wir nicht einmal die Stirnlampe, die wir auf haben. Die ersten Sonnenstrahlen beginnen gerade, den Himmel in der Ferne zu verfärben, als das erste anspruchsvollere Wegstück beginnt. Der Weg windet sich rechts und links an kleinen Felsbrocken vorbei ein Tal hinauf und kommt schließlich an einer langen Kaskade von steilen Holztreppen an, die aus der Talsohle hinaus auf einen breiten Grat führen, der von Kies und kleinem Geröll bedeckt ist. Helfen zu Beginn noch die vielen Felsen dabei, nicht mit dem Geröll ins Rutschen zu geraten, werden diese immer spärlicher, bis wir komplett von Geröll umgeben sind und fast jeder Schritt erstmal ein Stück wegrutscht, bis der Fuß irgendwo Halt findet. Vorwärts zu kommen wird dadurch zu einer echten Herausforderung und jeder Meter nach oben muss mühsam erarbeitet werden.
Zum Glück lenkt der schon aus unserer Höhe beeindruckende Ausblick von den Strapazen ab, wir sind bereits über den Wolken, als die Sonne aufgeht und können in der Ferne die Vulkangipfel des Tongariro-Nationalparks aus den orange eingefärbten Wolken aufragen sehen. Trotz des beeindruckenden Panoramas scheint das Geröllfeld unter unseren Füßen einfach nicht enden zu wollen. Kuppe um Kuppe nähern wir uns in der Hoffnung, dahinter festen Boden zu finden, aber ein ums andere Mal erwartet uns nur noch mehr Geröll und Kies, bis wir endlich eine weitere Kuppe erreichen und einen Felsgrat erblicken, der sich aus dem Geröllfeld erhebt und in Richtung Gipfel abbiegt.
Endlich versinken unsere Füße nicht mehr bei jedem Schritt! Dafür geht es jetzt steil bergauf und wir suchen uns einen Weg von Felsblock zu Felsblock, immer den Metallstangen nach, die uns eine grobe Orientierung geben. Der Felsgrat, dem wir folgen, führt uns schließlich zum Kraterrand des Vulkans und über ein paar vereiste Platten geht es hinab in den Krater, wo wir ein kleines Eisfeld queren, bevor wir gegenüber einen steilen Weg die Kraterwand hinauf suchen, der uns bis zum höchsten Punkt des Kraters und damit auf den Gipfel des Taranakis bringt. Endlich geschafft! Und wir haben Glück, denn als wir gerade unsere Belohnungsgummibärchen (Haribo Vulkane, passend) verputzen, reißt die Wolkendecke stückweise auf und offenbart den Blick auf die umliegende Landschaft; Meer im Norden, Farmland in Ost, West und Süd und rings um den Vulkan ein fast kreisrundes Waldgebiet, das die Grenze des Nationalparks, in dessen Zentrum wir gerade stehen, sichtbar macht. Vor dem Abstieg suchen und finden wir noch einen unter Steinplatten verborgenen Geocache und machen uns dann auf den Weg zurück. Hinunter kommen wir gut voran, auch wenn unsere Beine sich schon bald melden und deutlich machen, dass das viele bergab ganz schön auf die Knie und Knöchel geht. Das endlose Geröllfeld, bei dem wir uns schon beim Aufstieg gefragt haben, wie wir darüber nachher wieder hinunter kommen sollen, erweist sich als kleineres Hindernis als gedacht und wir können es zwar schlitternd, aber meistens unter Kontrolle schließlich hinter uns lassen.
Ein wenig verzögert sich unserer Rückweg dann schließlich doch noch, da wir beschließen, über einen alternativen Weg zurück zum Camphouse zu laufen, der laut Schild nur eine viertel Stunde länger dauert, sich aber als fast doppelt so lang herausstellt. Entsprechend erledigt erreichen wir das Camphouse, wo wir uns im Visitor Center mit einem Eis belohnen. Insgesamt haben wir für die Gipfelbesteigung acht Stunden gebraucht, womit wir sehr zufrieden sind, da wir dadurch rechtzeitig für ein ganz besonderes Ereignis wieder an unserer Hütte sind…