#04 Alles Vulkanisch
#04 Alles Vulkanisch
Der Geruch nach Schwefel bleibt auch am nächsten Tag unser stetiger Begleiter. Es geht nach Wai-O-Tapu und schon aus der Ferne sieht man im Wald zwischen den Bäumen immer wieder Nebelschwaden in den Himmel aufsteigen. Wir kommen mit unserem Bus gerade rechtzeitig an, um eine der Hauptattraktionen des Geothermalparks miterleben zu können: Den Ausbruch des Lady-Knox-Geysirs, der immer um genau 10:15 Uhr vonstatten geht. Diese Regelmäßigkeit ist allerdings nicht ein Zufall der Natur, sondern – wie der gesamte Geysir – Produkt einer historischen Zufallsentdeckung. Um 1901 wurden die von heißen Quellen gespeisten Teiche zum Wäsche waschen genutzt. Die Seife, die dabei im Spiel war, sorgte zur Überraschung aller dafür, dass dort, wo bislang nur ein warmer Teich gewesen war, auf einmal eine Wasserfontäne in die Höhe schoss. Die Erklärung dafür liegt darin, dass die gleichen geologischen Strukturen wie bei einem natürlichen Geysir unter der Erdoberfläche vorhanden sind, der unterirdische Druck aber nie hoch genug wird, dass es zu einem Ausbruch kommt. Kommt Seife ins Spiel ändern sich das (wie genau, scheint kompliziert zu sein) und der Geysir bricht aus.
In Wai-O-Tapu zeigt sich die vulkanische Aktivität überall und in verschiedensten Formen. Direkt zu Beginn führt uns der Weg an mehreren kleinen, zusammengestürzten Kratern entlang, die wie Löcher in einem Käse in den Boden eingeschnitten sind und von deren Grund fauchend Dampfwolken aufsteigen (kurzer Herr der Ringe Funfact: Die Geräusche aus einem dieser Krater wurden für die Soundkulisse Mordors verwendet). Nach ein paar Schlammtöpfen (wie hinter unserem Zelt, nur größer) eröffnet sich dann das Panorama mit den beeindruckendsten Erscheinungen Wai-O-Tapus: Im Zentrum sprudelt der Champagne Pool, ein 62 Meter tiefer, an der Oberfläche 74°C heißer dampfender Teich, in dem unzählige Bläschen CO2 aufsteigen, die dem Pool seinen Namen geben. Außer CO2 bringt das Wasser aber noch einen Haufen anderer Stoffe mit nach oben, die für die spektakuläre Vielfarbigkeit rund um den Champagne Pool verantwortlich sind. Der Bereich rund um den Champagne Pool trägt deshalb den passenden Namen Artist’s Palette und schillert in rot, gelb, orange und blau und je nach Blickwinkel und Licht in unzähligen weiteren Farbnuancen. Von dort fließt das Wasser aus dem Champagne Pool weiter über die in den letzen Jahrhunderten entstandenen riesigen Sinterterassen, die sich immer weiter in das umliegende Waldgebiet ausbreiten.