#02 Abgetaucht

#02 Abgetaucht

Haaaaaa tschuuuuaa! Mit einem lauten Nieser beginnt noch vor Sonnenaufgang unser erster Tag in Paihia, Fabians Schnupfen hat sich mittlerweile leider zu einer ausgewachsenen Erkältung entwickelt, wodurch der für die nächsten Tage geplante Tauchkurs zumindest für ihn etwas auf der Kippe steht. Zumindest Annika ist noch halbwegs fit.. Und Fabians Tauchkurs startet geschickterweise erst einen Tag nach Annikas.
 
Deshalb klingelt der Wecker heute schon um 6:00 Uhr morgens. Annika muss noch die letzten Einheiten und die Abschlussprüfung des e-learnings hinter sich bringen (das wir im Umfang ganz schön unterschätzt hatten und gestern Abend nicht ganz fertig bekommen haben), um dann rechtzeitig ins Zentrum von Paihia aufzubrechen. Um 8 Uhr geht’s endlich richtig los!
 
Annikas Bericht:
Ganz schön aufregend alles! Richtig schön ist, dass außer mir noch drei andere den Open Water Diver machen; Sarah (Tierärztin aus Irland), Elsa (aus Frankreich) und Aaron (aus Taiwan, jetzt in Auckland). Gemeinsam werden wir von Haimish (passender Name für einen Tauchlehrer) betreut, der uns am ersten Tag, an dem wir die Basics im Pool üben, Aufgabe nach Aufgabe stellt: Tauchausrüstung zusammenbauen (5 mal!), auf einer Höhe im Wasser schweben, Maske unter Wasser absetzen, wieder aufsetzen und auspusten, einen kontrollierten Notaufstieg (CESA) machen und noch vieeel mehr. Ganz schön viel und ganz schön anstrengend!
 
Fabians Bericht:

Ganz schön anstrengend, der laaange Weg, bis zur Tauchschule und zurück, aber dafür waren am Strand ein paar tolle Vögel zu sehen (Neuseeländischer Austernfischer, einen Kormoran und Tarapukas, so eine Art Möwe). Jetzt noch schnell einkaufen und dann schnell zurück ins Zelt kriechen und meine Erkältung auskurieren… Aber Mittags wird es zum einen heiß im Zelt und ganz schön langweilig, weshalb ich noch ein wenig die Gegend erkunde, aber in alle Richtungen irgendwann auf Privatgrundstücken strande. Dann noch schnell Ananas aufschneiden, Wraps machen und wieder den laangen Weg zurück zur Tauchschule in Angriff nehmen.

Zurück zum gemeinsamen Bericht:
Wraps und Ananas tun uns beiden gut und wir machen uns gestärkt auf den Rückweg zum Zeltplatz, wo wir den restlichen Tag mit Erholen beschäftigt sind.
 
Der nächste Tag beginnt immer noch erkältet, aber Fabian ist zumindest fit genug, um mit seinem Advanced Open Water Diver zu starten. Für Annika geht es heute das erste mal raus aus dem Pool in das offene Meer. Und das sogar direkt vom Boot aus! Toll für uns, denn dadurch sind wir gemeinsam auf dem Boot unterwegs, wo für Fabian der Tauchkurs mit einem Deep Dive zu einem Wrack beginnt. Das Wrack der HMNZS Canterbury, ein geplant fürs Tauchen versenktes Fregattenschiff, ist vor allem durch die Bewohner, die es in Besitz genommen haben, beeindruckend. Neben einer Vielzahl unterschiedlicher Fische fallen vor allem die knallpinken Anemonen ins Auge, aber auch ein riesiges Exemplar eines Skorpionfisches, der sich im Gitterwerk des Wracks versteckt und auf Beute lauert. Das Tauchen klappt auch nach langer Pause wieder super und auch die Tiefe von 27m, die wir erreichen, macht keine Probleme.
 
Annikas erster richtiger Tauchgang klappt ausgezeichnet. Plan ist, die ganzen Übungen für den Tauchkurs im ersten Tauchgang abzuhaken, um dann die restlichen drei zum vollen Genießen zu haben. Bei Annika, Sarah und Elsa klappt das auch ziemlich schnell, Aaron haut ein paar mal unfreiwillig Richtung Wasseroberfläche ab. Neben den ganzen Aufgaben belohnt der Tauchgang aber direkt mit einem ganzen Haufen an Fischen und sogar einem vorbeigleitenden Rochen (Eagle Ray)! Die Fischwelt beeindruckt uns beide ganz schön, da sie sich komplett vom Mittelmeer unterscheidet, alle Fische sind für uns neu… 
 
Ein weiterer Tauchgang steht nach einer kurzen Mittagspause an, bei dem Annika dieses mal die Unterwasserwelt ganz entspannt genießen und beobachten kann, wodurch sie sogar zwei Kugelfische (Porcupine Fish und Clown-Spitzkopf-Kugelfisch) entdeckt.
Auch Fabian sieht jetzt endlich einen Rochen, außerdem Muränen, einen Hummer (Rock Lobster) und einen Schwarm Bigeyes (Fische mit großem Auge) in einer Höhle.
 
Der dritte Tauchtag beginnt für Annika damit, dass die Erkältung jetzt ihren Weg von Fabian zu ihr gefunden hat. Trotzdem geht es  für die letzten zwei Tauchgänge nochmal aufs Boot. Auch Annika sieht jetzt einen seeeehr großen Hummer und wird den ganzen Tauchgang von neugierigen Kelpfischen begleitet. Fabian muss für den Advanced OWD noch eine Runde unter Wasser mit dem Kompass navigieren, wobei ein entspannt im Sand liegender Rochen und ein Kugelfisch für Ablenkung gesorgt haben. Der letzte Tauchgang ist ein besonderer, da wir beide jetzt das erste mal gemeinsam als Tauchbuddies tauchen können.
 
Zufrieden mit dem Einblick, den wir in die neuseeländische Unterwasserwelt genießen durften, geht es dann zurück ans Zelt, wo Annika erst mal mit Schüttelfrost und Fieber ins Zelt kriecht.
 
 
Nächster Tag wird erstmal, endlich, ausgeschlafen.
 
Ein Ruhetag wird es heute dann doch nicht, denn mittags brechen wir zu den Haruru-Falls auf, der Weg dorthin ist wunderschön und führt uns durch dichte Wälder und auf Bohlen durch Mangrovengebiet, wir sehen viele Vögel und hoffen die ganze Zeit auf einen Kiwi, denn überall am Wegesrand stehen Fallen für Ratten und Possums, die Fressfeinde der heimischen Vogelwelt. Wir sehen keine, dafür Fanfails (kleine lustige Vögel), schwarz-weiße Kormorane (Elsterscharben) und viele weitere. Die Haruru-Falls selbst sind schön, aber nicht riesig.
 
Auch für den nächsten Tag haben wir nochmal einen entspannteren Ausflug geplant, nach Russel, eine Halbinsel gegenüber Paihia – aber manchmal kommen Pläne anders als gedacht… 
Zunächst geht es mit einer Fähre erstmal durch ein kleines Stück der Bay of Island in den Hafenort Russel, wo wir den Flagstaff-Hill besteigen, ein historisch sehr wichtiger Ort für die Beziehung zwischen den Maori und Großbritannien. Als Endpunkt unseres Ausfluges wandern wir dann noch zum Tapeka-Viewpoint, wo man, wie der Name suggeriert, eine tolle Sicht auf die Bay of Islands hat. Am Fuß des Tapeka-Viewpoints machen wir Pause am Strand, wo Fabian der Verlockung des Meeres nicht widerstehen kann und eine Runde schnorcheln geht, während Annika vernünftigerweise noch auf ihre Erkältung Rücksicht nimmt. Unter Wasser ist gar nicht so viel los, aber Fabian stößt fast mit einem sehr überraschten Kugelfisch zusammen. 
 
Der Rückweg ist unspektakulär, aber führt uns über einen sehr schönen Waldweg (Jim’s Walk). Endlich kommen wir wieder in Russel an! Erleichtert und erledigt. 
 
Da nimmt unser Tagesplan eine sehr unerfreuliche Wendung, denn Annika fällt etwas auf:
Fabians Schnorchel und Taucherbrille sind nicht mit uns den Weg zurückgewandert, sondern liegen – hoffentlich – immer noch am Strand! Also machen wir uns so schnell es geht auf den Weg dorthin. Völlig durchgeschwitzt kommen wir am Strand an, eilen zu unserem Platz und tatsächlich, dort liegen Brille und Schnorchel auf einem Stein! Glück gehabt…! 
 
Den Rückweg kennen wir dieses Mal schon, aber eine kleine Überraschung hält er doch noch für uns bereit: als wir über Kuppe kommen, sehen wir gerade noch aus dem Augenwinkel etwas im Unterholz am Wegesrand verschwinden und aufgeregt pfeifen. Es war eindeutig etwas rundes, kartoffelförmiges, was wir da gerade noch erhaschen konnten, aber wir sind uns nicht ganz sicher, ob wir tatsächlich das große Glück hatten, einem Kiwi über den Weg gelaufen zu sein, oder ob es vielleicht doch eher ein Weka war, von denen wir am gleichen Tag auch einige entdeckt hatten. Erst die Recherche nach den Rufen im Zelt bestätigt unseren glücklichen Kiwi-Fund. Ziemlich sicher war die rennende Kartoffel ein männlicher Northern Brown Kiwi. Yey! 
Der nächste Tag ist schon unser letzter in Paihia, ziemlich spontan kombinieren wir unseren geplanten Ausflug mit Elsas (aus Annikas Tauchkurs) Wanderplänen und gehen gemeinsam den Coastal Walk von Paihia nach Opua. Dort nehmen wir dann die Fähre nach Okiato, während Elsa sich auf die Suche nach Kauri-Bäume macht. Wieder zu zweit durchstreifen wir die wilden, dicht bewachsenen Wälder, bis wir kurz nach sieben ziemlich erledigt in Russel ankommen und mit einem Eis auf die Acht-Uhr-Fähre zurück nach Paihia warten.
 
Der nächste Morgen startet früh, weil wir schon um sieben unseren Bus in Paihia erwischen müssen, der uns weiter nach Cambridge und damit auf die Spuren Mittelerdes bringen soll.